Freitag, 17. Oktober 2014

High Schools vs. Deutsche Schulen

Die Schulen in Amerika und die Schulen in Deutschland sind komplett unterschiedlich. Das ganze Schulsystem differenziert sich immens. In Deutschland geht man vier Jahre lang auf die Grundschule und sucht sich dann eine der drei weiterführenden Schulen aus (Hauptschule, Realschule und Gymnasium). Normalerweise hängt die Wahl der weiterführenden Schule mit dem Abschlusszeugnis der Grundschule ab.
In Amerika ist es komplett anders. Du gehst vier Jahre lang auf die Elementary School, dann vier weitere Jahre auf die Middle oder auch Junior School genannt und dann gehst du auf die populäre High School, egal was deine Noten sagen. Die besuchst du dann wieder vier Jahre. Und dann bekommst du deine "Graduation". Du musst solange auf die Schule gehen, als wärest du auf einem deutschen Gymnasium, obwohl du in Deutschland vielleicht nicht die Noten für ein Gymnasium hättest.
Du kannst hier in Amerika deine Kurse selber wählen. Mathe, Englisch und Geschichte sind meist Pflichtfächer, jedoch kannst du den Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen. Das führt aber oftmals dazu, dass du mit höheren oder niedrigen Klassenstufen in einem Kurs bist. Du hast keine feste Klasse, mit der du alle Fächer zusammen hast.
Was ich besonders cool auf den meisten High Schools finde, ist, dass sie ziemlich tolle Fächer, wie zum Beispiel Kochen, Psychologie, Kindsentwicklung, etc. All die Fächer, die man in Deutschland erst in der Kursstufe oder gar nicht wählen kann.
Die Noten hier sind keine Zahlen, sondern Prozente oder Buchstaben (A = 1,...). Mündliche Noten gibt es fast gar nicht, man ruft einfach rein oder alle sagen es auf einmal. Wenn ein Lehrer mündliche Noten vergibt, dann bekommt man nach dreimal was sagen ein A.
Die Noten können die Eltern und die Schüler im Internet sehen. Um Zugang zu bekomme, müssen sie ein Benutzername und ein Passwort angeben. An meiner Schule besitzen alle Schüler und Lehrer ein iPad und somit werden die Tests und Quizze gar nicht ausgeteilt. Die Noten werden nur in eine bestimmte "Notenapp" eingetragen, die dann die aktuelle Note in den jeweiligen Fächern ausrechnet.




Mein Stundenplan:
Schulanfang: 8:00 Uhr
1. Biology 2
2. English 10 (todeslangweilig und die Lehrerin steht auch schon mit einem Fuß in ihrem Grab) 
3. Religion 10 (todeslangweilig)
4. Algebra 2 (Lieblingsfach! Ja, das ist ernst gemeint)
5. Study Hall (kann dort meine Hausaufgaben machen oder lernen, der Lehrer ist auch total cool drauf)
    Lunch! (um Einiges besser als in öffentlichen Schulen)
6. AP Spanish (bin nur mit Seniors in einem Kurs)
7. Health & Wellness (Gesundheit, Ernährung, Körper, Drogen,..)
8. Drawing 2 (Lieblingsfach!) 
Schulschluss: 15:05 Uhr

Jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn und am Ende des Tages gibt es "Announcements" und jeden Morgen wird die "Pledge" mit der rechten Hand auf der linken Brust aufgesagt ("I pledge alligance to the flag...).
Meine Lieblingsfächer sind Mathe und Kunst, da die Lehrerinnen echt toll sind und ich in Kunst immer besser werde und es mir total Spaß macht. Die Lehrerin zeigt einem richtig, wie man was genau machen muss und dann kommt echt immer was Tolles dabei raus. 


Jeder Lehrer unterrichtet nur ein Fach. Es gibt eine Mathelehrerin für Algebra für bestimmte Stufen und dann gibt es noch ein Geometrielehrer. Es gibt eine Spanischlehrerin, die nichts anderes als Spanisch lehrt und es gibt zum Beispiel auch nur eine Geschichtslehrerin. Das heißt, dass Lehrer täglich den ganzen Tag den allergleichen Stoff unterrichten und sie geben sich auch keine große Mühe den interessant zu gestalten oder mal etwas Anderes machen. Oftmals lehren Lehrer jahrelang jeden Tag den gleichen Stoff.
Die meisten Lehrer sind total cool drauf und richtig nett. Sie behandeln dich mehr wie ihr Freund als wie ihr Schüler und machen auch viele Witze und "dissen" einen. Das ist echt toll. Oftmals wird man auch "Sweetie" oder "Honey" genannt, was anfangs echt komisch war, ich mich jetzt aber dran gewöhnt habe. Klar, es gibt immer scheiß Lehrer, wie zum Beispiel meine uralte Englischlehrerin, aber solche gibt es überall, auch in Deutschland. Sonst sind alle meine Lehrer ziemlich toll und auch total nett und lustig.
Die Lehrer kommen nicht wie in Deutschland zu dem Klassenzimmer der Schüler, sondern die Schüler kommen zu dem Zimmer des Lehrers. Dieses ist nach dem Geschmack des Lehrers eingerichtet. Die Spanischlehrerin hat zum Beispiel überall Wörter auf Spanisch hängen, die Geschichtslehrerin  überall Poster über ein wichtiges Event in der Vergangenheit. Manche Lehrer haben einen Kühlschrank oder eine Mikrowelle in ihrem Zimmer stehen. Und nicht zu vergessen, die amerikanische Flagge! Die findet man in jedem (!) Zimmer.

Was mir besonders aufgefallen ist, ist das sehr niedrige akademische Level, selbst auf meiner Privatschule. In Mathe (Algebra 2) nehmen wir zum Beispiel Themen durch, die ich in der 8. Klasse schon hatte.
Alle Schüler kämpfen täglich um ihre sogenannten "Credits". Man bekommt Credits für  Hausaufgaben, obwohl die Lehrer meistens nur abhaken, ohne einen Blick drauf geworfen zu haben. Man schreibt jede Woche ein Ouiz oder Test. Ein Quiz ähnelt einem deutschen Test und ein Test einer deutschen Arbeit, obwohl beides um einiges einfacher ist, da man meist nur die richtige Lösung ankreuzen muss, und somit nur alles auswendig lernen muss. Das kann aber auch als ziemlich hart sein, wenn man jeden Tag ein Quiz oder Test schreibt und dann zusätzlich noch in fast jedem Fach Hausaufgaben auf den nächsten Tag erledigen muss. Mir ist es schon passiert, dass ich ein Quiz und zwei Tests an einem Tag hatte.

Oftmals darf man aber das Buch oder seine Aufschriebe bei den Quizzen oder Tests benutzen, was für mich und euch wahrscheinlich völlig absurd klingt. Mir bringen die Aufschriebe nicht immer viel, da ich zum Beispiel noch nie die englischen Biologiebegriffe gelernt habe und somit nicht alles verstehe, aber ich habe schon sehr große Fortschritte bemerkt.

Jeder Schüler hat den bekannten "Locker", in dem er seine Bücher aufbewahrt, wenn er sie nicht für seine Hausaufgaben oder für sein Fach braucht. Ohne Locker wäre ich wahrscheinlich schon längst zusammengebrochen. "Normale" Bücher haben um die 1500 Seiten und sind größer als ein Din A4 Blatt. Nein, das ist kein Witz.

mein "kleines" Mathebuch
Ich bevorzuge das deutsche Schulsystem, da man einfach viel mehr in viel weniger Zeit lernt. Man hat meistens um 13:00 Uhr aus und hat auch keine Tonnen an Hausaufgaben, die man bis auf den nächsten Tag erledigen muss und die dann benotet werden. Amerikanische Schüler haben einen immensen Druck, nicht weil der Stoff schwer ist, zumindest nicht für mich, sondern weil sie andauernd um Punkte kämpfen müssen. Sei es mit den Hausaufgaben oder den wöchentlichen "Quizze".
In Deutschland sind die Noten schon wichtiger geworden, als dass man wirklich was lernt, in den Staaten aber ist das viel schlimmer. Selbst den Lehrern geht es nur um gute Noten und nicht, dass der Schüler wirklich was lernt.

Der Sport hier ist ein Riesenthema. Jeden Freitag finden Football Games statt und die halbe Schule schaut zu und feuert an. Dabei geht es nicht direkt um Football, sondern um einen Treffpunkt zu haben, wo man sich mit Freunden trifft und Spaß hat. Anschließend geht man meistens noch zu einem Fast Food Restaurant und isst eine Kleinigkeit zusammen. Hier ist das viel einfacher, weil fast jeder sein eigenes Auto hat und somit nicht auf seine Eltern angewiesen ist.

Mir persönlich gefällt das deutsche Schulsystem um Einiges besser. Liegt vielleicht daran, dass ich normalerweise in Deutschland auf die Schule gehe, aber es ist einfach viel effektiver. Du bist nicht jeden Tag solange in der Schule, lernst viel mehr, musst nicht so viele Hausaufgaben machen und nicht so oft lernen. Deutsche Schule hören sich jetzt viel einfacher an, sind sie aber nicht. Amerikanische Schüler würden in Deutschland wahrscheinlich überhaupt nicht klarkommen, da alle schon viel weiter sind. Das liegt auch daran, dass in Deutschland ab der 5. Klasse die Schüler in "schlecht", "mittel" und "gut" (von den Noten her) eingeteilt sind und man so immer eine ungefähr gleich gute Klasse hat. In Amerika sind alle guten und nicht so guten Schüler auf einer Schule.

ja, es sieht wie in den Filmen aus
Cafeteria


Serena

Dienstag, 7. Oktober 2014

1 Monat USA

Monstertrucks, Fast Food an jeder Ecke, der wöchentliche Einkauf um 12 Uhr nachts, 3 Liter Colas, kilometerlange Highways, jeden Freitag Football. Das ist Amerika.
Ich bin jetzt seit einem Monat/ 36 Tagen in den Staaten und vor 49 Tagen habe ich Deutschland verlassen. Ich weiß nicht, ob ich das lang oder kurz finden soll. Es ist beides. Wenn ich jetzt zurückblicke, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor seit ich das letzte Mal meine Freunde und Familie gesehen habe. Aber wenn ich dann wieder überlege, dass ich seit fast einem Monat hier bin, fühlt es sich irreal an. Dieser Monat hat sich so kurz angefühlt. Wenn ich überlege, was ich bis jetzt schon alles erlebt und "überlebt" habe. Unglaublich.
Ich vergesse ziemlich oft, dass ich nicht mehr in Deutschland bin, dass ich 7000 Kilometer entfernt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bin. Ich habe mich so langsam wirklich eingelebt, habe meinen geregelten Tagesablauf. Letzte Woche hat mich mein Heimweh verfolgt, aber das wurde mit jedem Tag besser und jetzt spüre ich es kaum noch. Klar, das Vermissen ist immer da, manchmal spüre ich es mehr, manchmal weniger. Ganz wird es wohl nie weg gehen, aber das geht wahrscheinlich jedem Austauschschüler so. Das gehört dazu und damit kann ich leben. Diesen Preis zahle ich gerne für all meine Erlebnisse hier in meinem neuen Zuhause.

Ich muss sagen, ich bin jetzt eigentlich ziemlich glücklich. Ich habe eine Gastfamilie, die ich jetzt schon in mein Herz geschlossen habe, selbst den Hund und auch meine Schule ist nicht ganz so übel, was nicht heißt, dass ich das deutsche Schulsystem nicht sehr wertschätze.
Es ist so toll Schwestern zu haben. Es gibt zwar sehr viel Geschrei und Streitereien über Kleinigkeiten, wie zum Beispiel, wer das Shirt heute anzieht, aber selbst das ist lustig, denn fünf Minuten später ist alles wieder vergessen und in bester Ordnung. Es ist einfach wundervoll immer jemanden da zu haben, den man mal um Rat in Sachen Jungs oder Klamotten oder sonst was fragen kann, mit dem man im Auto lauthals zu Songs singt oder, dass man einfach mal ein "love u" zu hören oder eine Umarmung bekommt. Auch so Kleinigkeiten tragen dazu bei, dass ich mich immer wohler in meinem neuen Leben auf der anderen Seite der Welt fühle.

Letztes Wochenende war ich auf einer Überraschungsparty eingeladen. Es war echt cool! Es gab eine Bar mit Schokoerdbeeren, Nachos mit "Cheese" und noch extrem viel mehr. Wir haben Cornhole gespielt, was ein typisch amerikanisches Spiel ist, bei dem man mit Säckchen (ich denke, die waren mit Mais gefüllt) versuchen muss auf Platten, die ein Loch haben, zu zielen. Beim Treffen der Platte bekommt man eine bestimmte Anzahl an Punkten, aber wenn man ins Loch zielt, wird diese verdoppelt.
Auch kennengelernt habe ich den "Cha Cha Slide" und den "Wobble Dance", was zwei Gruppentänze sind, die echt richtig Spaß machen, wenn alle mitmachen.

Was aber eher einen Schock bei mir verursacht hat, war das Auftauchen einer unserer Lehrer. Ich war total fassungslos während die Anderen diesen herzlich begrüßt, abgeklatscht und sowas wie umarmt haben. Selbst bei den Tänzen hat er hochmotiviert mitgemacht.
Was ich da gemerkt habe, ist, dass die Beziehung von Schüler und Lehrer hier viel offener als in Deutschland ist. Lehrer und Schüler behandeln sich wie Freunde, aber mit gewissem Respekt. Ich weiß noch nicht, wie ich darüber denken soll. Bis jetzt finde ich es aber ziemlich cool, obwohl es sich sehr komisch anfühlt, wenn dich die Lehrerin mit "What's up, Girl?" begrüßt. 


Geburtstagskind in Action

Vorgestern Abend sind wir dann "toiletpapering" gegangen, was echt bombe war! Toiletpapering ist Häuser von anderen voll mit Toilettenpapier zu dekorieren. Die Chance dabei erwischt oder von Hunden gejagt zu werden erhöht das Adrenalin sofort. Meine ehemalige Gastfamilie hat auch eine kleine Überraschung bekommen. Haben es nur gut gemeint.
schuldig!


SISTERS FOR MISTERS! 
wie gesagt: nur gut gemeint

Serena